19.12.22

Kevin Bartz: „Spieler machen sportlich große Fortschritte“

Unser Nachwuchskoordinator zieht eine erste Bilanz mit positiven Aspekten, schildert aber auch, welche Herausforderungen zu bewältigen sind   

Seit einem halben Jahr ist Kevin Bartz als Nachwuchskoordinator unserer Handballabteilung für die Nachwuchsarbeit verantwortlich. Mit einem Team von Helfern und Unterstützern arbeitet er daran, die Nachwuchsarbeit in der Abteilung neu zu beleben. Die Übernahme der Verantwortung in der Abteilung stellt eine große Herausforderung dar, wir haben bei Kevin nachgefragt, mit welchen Erfahrungen er auf das letzte halbe Jahr zurückblickt und welche Erwartungen er an das Jahr 2023 hat.

Wer nach dem Lesen des Interviews eventuell Interesse hat, Kevin in seiner wichtigen Arbeit zu unterstützen, kann sich sehr gerne per Telefon unter 0176-31339684 oder per Mail unter KBartz@hceintracht-hildesheim.de melden. Zu den Öffnungszeiten können Interessierte auch gerne in der Geschäftsstelle an der Pappelallee vorbeischauen und sich im persönlichen Gespräch weitere Informationen holen.

Kevin, Du bist vor einem halben Jahr aus Aachen nach Hildesheim gekommen. Wie hast Du dich eingelebt und wie geht es Dir so kurz vor Weihnachten?

Ich habe mich sehr gut eingelebt, Hildesheim ist eine schöne Stadt. Ich bin gerne am Marktplatz, dort gibt es sehr schöne Cafés, in denen ich gerne mal Zeit verbringe, wenn ich nicht in der Halle stehe oder am Schreibtisch in der Geschäftsstelle arbeite. Mir geht es also gut hier. Ich werde jetzt noch letzte Arbeiten erledigen und dann in die freie Weihnachtszeit mit der Familie starten. Aber da unterscheide ich mich wohl kaum von vielen anderen Menschen.  

Was waren die größten Schwierigkeiten nach dem Beginn Deiner Arbeit hier im Sommer?

Die größte Aufgabe war zunächst, alle Mannschaften spielfähig zu halten. Die Übergabe der Verantwortung war doch eher suboptimal und wenig transparent. In den ersten Monaten des Jahres bis zum Sommer haben wir leider viele Kinder verloren, was zum Teil sicher auch Corona bedingt war. In meiner täglichen Arbeit bemerke ich aber immer wieder, dass in den letzten Jahren offenbar viel Vertrauen in unsere Abteilung verloren gegangen ist. Auch viele Ehrenamtliche sind nicht mehr dabei, sodass wir gezwungen sind, hier eine neue Struktur aufzubauen. Umso dankbarer bin ich den Ehrenamtlichen, die weiterhin mit großem Engagement dabei sind. Schön wäre es, wenn im neuen Jahr noch der oder die eine oder andere bereit wäre, uns durch ehrenamtliche Arbeit zu unterstützen, an welcher Stelle auch immer. Mir ist klar, dass wir uns verloren gegangenes Vertrauen zurückholen müssen. Ich bin aber zuversichtlich, dass das gelingt, denn es lohnt sich, die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen zu forcieren.  
  

Kannst Du uns eine Zwischenbilanz nach einem halben Jahr intensiver Arbeit schildern?

Wir stehen mit insgesamt neun Mannschaften im Punktspielbetrieb. Wegen der zumeist dünnen Personaldecke sind wir in fast allen Mannschaften gezwungen, die einzelnen Teams mit Spielern jüngerer Jahrgänge zu verstärken. Obwohl wir in den einzelnen Tabellen nicht optimal abschneiden, machen die Spieler sportlich große Fortschritte. Diese Entwicklung ist nicht nur gut, sondern sie ist auch Motivation, weiter so hart zu arbeiten.  

Die U23 besteht aktuell aus nur sieben aktiven Herrenspielern, hier unterstützt die U19. Sportlich geht es hier um den Klassenerhalt in der Verbandsliga. Diesbezüglich bin ich aber maximal positiv gestimmt für die Rückrunde, zumal auch der ein oder andere Akteur aus dem Drittliga-Kader unterstützt. Sebastian Beyer wird weiter mit seinen Jungs hart arbeiten.

Viele Spieler der U19 werden immer wieder in der Drittliga- oder Verbandsligamannschaft eingesetzt. Deshalb bestreiten wir viele Spiele in der A-Jugend-Oberliga mit Spielern aus der U17, die teilweise noch dem jüngeren B-Jugendjahrgang angehören. Insgesamt schlägt sich die Mannschaft gut, als Ziel haben wir uns in dieser Saison uns Rang fünf gesetzt.

Die U17 spielt aktuell um die Meisterschaft in der Verbandsliga. In dieser Mannschaft, die wie erwähnt immer wieder die U 19 unterstützt, steckt viel Potential, das zeigen auch Testspiele gegen Oberligisten. Die U17 II spielt um die Meisterschaft in der Landesliga Süd und hat gute Aussichten, die Saison an der Tabellenspitze zu beenden. Diese Mannschaft wird immer wieder auch durch Spieler der U15 unterstützt. Die U15 selber hängt den Erwartungen noch etwas hinterher, hier wird aber weiter fleißig daran gearbeitet, in der Oberliga mehr Punkte als bisher einzufahren.  

Die D- und die E-Jugend machen aus meiner Sicht den stärksten Job, in dieser Altersklasse war der Aderlass in der Übergangszeit, vielleicht auch durch Corona verstärkt, am größten. Aktuell bilden beide Altersklassen eine Trainingsgruppe. Die D-Jugend wird bei ihren Punktspielen jeweils von mehreren E-Jugendlichen verstärkt, deshalb ist der Platz im Mittelfeld der Regionsoberliga ein starkes Zwischenergebnis. Die E-Jugend zeigt in ihren Spielen ganz starke Leistungen. Ich glaube, die Kinder haben viel spielerisches Potential. Damit sind sie für mich einer unserer stärksten Jahrgänge. Das macht sehr viel Mut für die Zukunft. Gleiches gilt auch für die Minis, die Anzahl der Kleinsten in ihrer sehr gut geleiteten Trainingsgruppe, die immer donnerstags trainiert, hat sich fast verfünffacht und verzeichnet weiteren Zulauf.   

Nicht unerwähnt lassen will ich unsere Frauenmannschaft, die sich nach großen Veränderungen langsam sportlich gefunden hat. Die Arbeit mit dem neuen Trainer bracht halt Zeit. Ich denke, wir können stolz darauf sein, eine so homogene Frauenmannschaft in unserer Abteilung zu haben.   

Wo liegen die größten Herausforderungen aktuell und im kommenden Jahr?

Die größte Herausforderung ist sicherlich, die dünne Personaldecke in den einzelnen Mannschaften auf der einen Seite zu berücksichtigen und die Belastung für die einzelnen Spieler richtig zu steuern, andererseits neue Spieler hinzuzugewinnen, um es für alle Teams einfacher zu machen.

Außerdem fehlt es uns in vielen Bereichen an Ehrenamt. Wir suchen weiterhin Trainer*innen, Betreuer*innen und Frauen oder Männer, die uns in der Besetzung der notwendigen Kampfgerichte unterstützen.

Für mich persönlich ist das kommende Jahr erst der wirkliche Neustart, da ich erst jetzt erst einen richtigen Überblick bekommen habe. Ich kenne jetzt den Zustand der Abteilung im Detail. Noch sind wir weit weg von dem, was ich mir vorstelle und wo ich gerne hinmöchte und wo der Verein meines Erachtens auch hingehört. Dabei brauchen wir auch weiterhin das Vertrauen der Spieler, Eltern und Sponsoren, um etwas Neues entstehen zu lassen. Wie heißt es so schön: „Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut…“  

Um noch bessere Voraussetzungen für die Sportler schaffen zu können, würde ich gern noch einen hauptamtlichen Trainer oder eine hauptamtliche Trainerin an meiner Seite haben. Wenn wir besser sein wollen als andere, halte ich das für unabdingbar, allerdings bin mir darüber im Klaren, dass dies nur schwer zu realisieren ist.

Hast Du denn Unterstützung bei der Bewältigung Deiner vielfältigen Aufgaben?

Oh ja, sonst würde es auch nicht gehen. Wir haben einen kleinen, aber tollen Pool an Ehrenamtlern. Dazu gehören auch viele aktive Spieler, die sich engagieren. Auch Spieler aus dem Drittligateam bringen sich in die Trainingsarbeit ein.   

Wie läuft die Zusammenarbeit mit den Profis und dem Trainerteam des Drittligateams?

Sehr gut, Chris (Meiser) und Daniel (Deutsch) sind offen für die Nachwuchsarbeit und unterstützen diese, weil sie gute Nachwuchsarbeit auch aus ihrer Sicht für unabdingbar halten. Beide bringen sich punktuell auch in die Trainingsarbeit ein und setzen Jugendspieler auch immer wieder im Drittligateam ein. Von dieser Durchlässigkeit profitieren wir alle genauso, wie von der Expertise unseres Drittliga- Trainergespanns.

Konntest Du bereits Kontakte zum Verband oder zu anderen Vereinen knüpfen?

Zur Landestrainerin Christin Witte besteht seit meinem ersten Tag ein guter Kontakt. Dort wird anerkannt, dass bei Eintracht in Zusammenarbeit mit dem CJD Elze viele gute Spieler ausgebildet worden sind. Auch für die Zukunft sieht man beim HVNB die Chance, auch weiterhin Auswahlspieler hier hervorbringen zu können. Als Stützpunkttrainer in Elze unterstütze ich den Verband beim Auswahltraining, auch dadurch ist eine enge Zusammenarbeit gewachsen. Insgesamt läuft die Zusammenarbeit mit dem HVNB mit Ausnahme eines Funktionsträgers dort gut. Mit benachbarten Vereinen stehe ich immer wieder in Kontakt, allerdings ist die Vertrauensbasis hier noch ausbaufähig.   

Apropos Elze, wie hat sich denn die Zusammenarbeit mit dem CJD dort entwickelt?

Als ich im Sommer hier angefangen habe, waren dort noch vier Internatsschüler, die der Handballförderung angehörten. Aktuell belegen wir wieder zwölf feste Plätze dort. Wir haben dort auch das Frühtraining wiederaufgenommen. Insgesamt ist die Zusammenarbeit zwischen Schule, Internat und Verein viel transparenter geworden.  

Wenn Du jetzt einen Wunsch frei hättest, wie würde dieser lauten?

Das ist ja eine gemeine Frage! Es gibt so viele soziale und anders geartete Probleme auf dieser Welt, da geht es uns mit unseren „Problemen“ sehr gut. Wenn die Welt morgen ein kleines Stückchen besser wäre als heute, wäre es top.

Persönlich und für den Verein würde ich mir noch mehr Hilfe und einen noch größeren Zusammenhalt wünschen. Nur gemeinsam können wir was bewegen und im Sinne der Kinder und des gesamten Nachwuchses gute Arbeit liefern.  

Danke für das ausführliche Interview.  Wir wünschen Dir frohe und stressfreie Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr! 

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